Chronik
Freiwillige Feuerwehr Bücken
gegründet 1877
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CHRONIK
Kurioses um die Jahrhundertwende (1900)
Kuriositäten und Begebenheiten in Bücken um die Jahrhundertwende
Das Blättern unseres Brandmeisters in alten Zeitungen hat leider keinen Hinweis auf die Gründungsversammlung unserer Wehr im Jahre 1877 gebracht. jedoch sind dabei einige Dinge vor Augen gekommen, die wir unseren Lesern als Spiegelbild der damaligen Zeit nicht vorenthalten möchten. Gleichzeitig geben sie teilweise etwas über die Geschichte unseres Fleckens wieder, aus einer Epoche als unsere Eltern und Großeltern sich mit umwälzenden technischen Erneuerungen auseinanderzusetzen hatten:
1879 wurde Bücken an das Telegraphennetz angeschlossen. So heißt es da in der Zeitung:
Bücken, 20. März. Der Magistrat zu Bücken richtete am 18. an den Generalpostmeister Herrn Dr. Stephan zu Berlin folgendes Telegramm:
Sr. Excellenz dem Herrn Generalpostmeister Dr. Stephan zu Berlin spricht der Magistrat von Bücken für die Errichtung eines Fernsprechamts hiermit seinen verbindlichsten Dank aus. Der Magistrat. Carl. Auf diese Depesche erfolgte unmittelbar von Berlin aus folgende Antwort:
Besten Dank für freundliches Telegramm. In drei Jahren wird es ein Jahrtausend, daß der Bischof Rembert Ihren Ort gründete. Was würde er zum Tale-graphen sagen! Dr. Stephan.
Im gleichen Jahre beklagte sich der Zeitungsschreiber über vorhandene jedoch nicht beleuchtete Petroleum-Straßenlaternen wie folgt:
„Bücken, 10. Oktober. (Mehr Licht) rief Goethe, als der Tod mit schwarzem Fittich ihn beschattete; mehr Licht! riefs kürzlich Abends klagend durch die finstern Gassen Bückens, als Einer, ohne vorher dem Gambrinus oder Bachus gehuldigt zu haben, mit der Nase – o welche Ironie – an einen Laternenpfahl stieß und den wichtigen Gesichtsvorsprung in bejammernswerthen Zustand versetzte; – mehr Licht! so ertönte es unheimlich am demselben Abend aus dem Munde eines anderen armen Opfers, welches über die Pflastersteine stürzte, welche zur Seite der aufgerissenen Straßenbreite vor dem Holthusschen Hause lagerten. Mehr Licht! so rufen unsere guten Bürger, wenn sie sich Abends zur Polizeistunde von der traulichen Bierbank in die unheimlich finstere Nacht hinauswagen, kein Stern erhellt ihren Pfad und vorsichtig mit dem langen Pfeifenrohre vor sich hintastend erreichen sie mit Noth und Gefahr die Schwelle ihres Hauses. 0, daß doch endlich einmal des Petroleums wohltätiges Naß die vertrockneten Dochte der Bückener Straßenlaternen tränkte, damit wir nimmer im Dunkeln umhertappen müßten, wie die elf thärichten Jungfrauen, die kein Oel auf ihre Lampe getan hatten.
Im Jahre 1882 wird von der geplanten Errichtung einer Pferdebahn berichtet, die für Bücken anfallenden Kosten sind auch auf einer Sitzung des Fleckenskollegiums im Februar 1882 bewilligt worden, zur Ausführung ist der Plan, aus welchen Gründen auch immer, nicht gekommen, doch lassen wir den Zeitungschronisten berichten, wie diese eventuell verlaufen wäre:
„Bücken, 19. Januar. (Pferdebahn) Unser Flecken plant seit längerer Zeit schon eine Pferdeeisenbahn, welche Bücken mit dem immer mehr aufstrebenden Hoya verbinden soll. Nach dem Projekt soll die Bahn vom Marktplatz Bücken ihren Ausgang nehmen und die Chaussee nach Hoya benutzen, am Bullenberg in Hoya drehen und die Langestraße entlang über die Brücke nach dem Bahnhof Hoya führen. Gegenwärtig werden schon Anschläge bezüglich der Kosten des Aktienunternehmens vorbereitet. In Hoya begegnet man dem Projekt mit großer Sympathie, und es ist als sicher anzunehmen, daß es dort energische Förderung und Unterstützung finden wird.“
Auf der erwähnten Sitzung des Fleckenskollegiums bildete man auch ein aus über 20 Mitgliedern bestehendes Festkomitee zum Arrangement einer 1000 Jahr Feier und demselben wurde eine der Großartigkeit der Feier entsprechende Summe zur Verfügung gestellt. Das Fest wird ein mehrere Tage dauerndes großartiges sein …
Unter den 10. Juli 1882 finden wir jedoch leider folgenden ironischen Artikel:
„Bücken, 10. Juli. (keine Jubelfeier) Der 14. Juli 1882 ist der Tag, an dem vor 1000 Jahren die herrliche in der ganzen Provinz berühmte Kirche Bückens und mit ihr unser Ort gegründet wurde. Wer nun etwa der fürwitzigen Meinung ist, dieses für den Flecken und die ganze Umgebung so hoch bedeutungsvolle Jubiläum würde hier festlich begangen werden, der täuscht sich bitter. Wie seinerzeit an dieser Stelle mitgeteilt, hatten die Herren Fleckensvertreter wohl einmal die Absicht, die Feier offiziell zu begehen und zu dem zu veranstaltenden großen Feste auch wirklich schon Gelder aus Fleckensmitteln bewilligt. Die Nachricht von einem Jubelfest mit historischen Aufzügen und dergl. machte alsbald die Runde durch die Presse, da überlegten sich die Väter des Ortes nochmals die Sache, sie riethen hin und riethen her und schüttelten mit den weisen Häuptern und schnürten endlich den Stadtsäckel, der sich schon halb zu Gunsten des Festes geöffnet hatte, wieder fest zu. Sie waren ohne Zweifel der Meinung, daß sich ein solches Fest zu häufig wiederhole – alle tausend Jahre einmal, das däuchte ihnen zu oft. Aus dem Jubiläum wird nun Nichts, ohne Sang und Klang wird der bedeutungsvolle Tag vorübergehen, im ganzen Lande aber, wo man unsere herrliche Kirche und ihre wechselreichen Schicksale kennt, wird man gebührend die fürsichtige Weisheit, Sparsamkeit und Pietät unserer würdigen Ortsvertreter zu loben wissen.‘
Während heutzutage viele Klagen kommen, daß in der Zeitung nicht allzuviel aus unserer Gegend berichtet wird, war der Zeitungsschreiber beispielsweise 1902 bei folgendem Artikel um Nachricht aus Bücken bemüht:
„Bücken, 1. März (An der Schulhausecke), gegenüber der Kirche, so daß männiglich es deutlich lesen und sehen kann, ist eine Holztafel befestigt mit folgender Inschrift in 6 Centimeter hohen Buchstaben:
Radfahrer & Hühner weiden ist auf dem Kirchhof verboten
Der Kirchenvorstand.
Daß die Bücker selbst sowohl als die Fremden über diese schöne Warnungstafel die blutigsten Kalauer reißen, kann man sich denken. Der alte X. im Kümmelclub meinte: „De Kerkenvörstand het ganz Recht; wat brukt de olen Radfahrerkeerls dat beten Gras von usen Kerkhof aftofreten, lat se doch na’n Sandmeier sine Fettweide gahn.“ Daß übrigens die Tafel gerade am Schulhause hängt, hat auch noch nebenbei sein Gutes insofern, als die Schulkinder daran in jeder Freiviertelstunde bequem grammatische und Styl-Uebungen machen können.
Unter dem 16. Februar 1902 hatte es bezüglich der Postzustellung geheißen:
„Helzendorf, 16. Februar. (Postalisches). Den Postboten in Bücken war es bei dem hohen Schnee nicht möglich, die weiten Landtouren täglich zweimal zu machen. Die Einwohner der Ortschaften Dedendorf, Duddenhausen, Calle, HeIzendorf-Nordholz, Windhorst und Warpe mußten deshalb mit einmaliger Bestellung zufrieden sein. Behördlicherseits ist jetzt jedoch eine zweimalige Bestellung befohlen worden und die vier Überbringer freudiger und trauriger Nachrichten werden für die Zeit der augenblicklichen schlechten Wegeverhältnisse einen Gehülfen erhalten.
Welch ein guter Kundendienst der Post zu damaligen Zeiten.
War man 1682 auch mit der Pferdebahn nicht vorangekommen, so kam es 1905 doch zum Anschluß Bückens an das Eisenbahnnetz. Auch eine Gasleitung war geplant, und so heißt es in folgendem Bericht aus der Zeitung:
„Bücken, 18. Januar. (Eisenbahn. – Gasanstalt.) Unser ein wenig ‚hinterzu liegender Flecken ist bisher mit manchen Segnungen der Kultur nur recht stiefmütterlich bedacht gewesen. Jetzt wird Alles auf einmal nachgeholt. Die Eisenbahn ist schon fast bis an die Grenze des Weichbildes fertig, d. h. die Erdarbeiten. Wir hoffen, daß wir im Mai schon fahren können. Nun bietet sich auch Gelegenheit, Gasbeleuchtung zu bekommen. Morgen Nachmittag 5 Uhr wird in der Ratskellerwirtschaft des Herrn Holthus hierselbst eine Versammlung stattfinden, in welcher ein Vertreter der Firma Carl Franke in Bremen, die das Hoyaer Gaswerk errichtet hat, referieren wird über den Plan, eine Gasleitung von Hoya nach Bücken, im Anschluß an das Gaswerk in Hoya, herzustellen. Viele Bücker Einwohner, namentlich Kaufleute, Gastwirte und Gewerbetreibende, werden sich mit dem Plane gewiß befreunden, wenn sie erfahren, daß die Kosten sich — eine genügende Beteiligung natürlich vorausgesetzt — nicht sehr hoch stellen und wenn sie die großen Vorteile und Annehmlichkeiten erwägen, die sich ihnen hierdurch bieten.
Kam es auch nicht zum Anschluß Bückens an die Gasversorgung, so wurde jedoch die Eisenbahnverbindung am 1. 6. 1905 aufgenommen.
Von den Feierlichkeiten anläßlich der Abnahme der Strecke berichtet das Wochenblatt gemäß nachstehendem Artikel:
30. Mai 1905. – Kleinbahn nach Bücken – Gestern hat die landespolizeiliche Abnahme der 3,2 Kilometer langen Kleinbahnstrecke Hoya-Bücken stattgefunden. Hierzu waren als Vertreter der verschiedenen Behörden erschienen die Herren Geh. Reg.- und Baurat Alken, Reg.-Rat Brockhoff, Baurat Sprengel, Landrat Dr. lkier, Landeshauptinspektor Vogt aus Verden, Wasserbauinspektor Geisse-Hoya, ferner der Aufsichtsrat und die Direktion der Kleinbahngesellschaft Hoya-Syke-Asendorf.
Der Flecken Bücken hatte anläßlich des für diesen Ort so erfreulichen Ereignisses geflaggt. Die Abnahme der Strecke vollzog sich glatt; die Bahnanlagen wurden in jeder Beziehung als tadellos befunden und der Betrieb wurde freigegeben. An die Abnahme schloß sich ein Frühstück im „Bücker Hof“, an dem etwa 60 Herren teilnahmen. Die Dekoration des Festzeltes, das hübsche Arrangement der blumengeschmückten Tafel, sowie die Zubereitung der Speisen trugen dem rührigen Wirte Herrn Gustav Meyer viel Anerkennung ein. Gute Weine und eine ganze Reihe Trinksprüche brachten eine höchst angeregte und fröhliche Stimmung zuwege. Herr Reg.-Rat Brockhoff brachte das Hoch auf den Kaiser aus, Herr Hauptmann Scharnhorst-Bücken sprach den Behörden. die das Werk gefördert haben, den Dank Bückens aus. Herr Geh.-Baurat Alken weihte sein Glas dem Blühen und Gedeihen Bückens. Herr Reichstagsabgeordneter Held, der als Gast geladen war, hielt einen Trinkspruch auf die Interessengemeinschaft des Kreises Hoya, Herr R. Beermann-Asendorf ließ den Magistrat von Bücken hoch leben, Herr Otto Heine-Hoya brachte das Hoch auf die Damen aus, Herr Bürgermeister Köster-Bücken toastete auf die Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf, Herr Landrat lkier hob in einem Trinkspruch die Opferwilligkeit derjenigen Herren hervor, die durch Garantieleistung den Bau der Strecke ermöglicht hätten. Herr Regierungspräsident v. Philippsborn hatte eine Glückwunschdepesche aus Anlaß der Bahneröffnung gesandt, welche verlesen wurde. Die Anwesenden brachten ihm ein Hoch dar und erließen ein Danktelegramm an den Herrn Regierungspräsidenten. Herr Heinrich Carl-Bücken toastete auf die Bürgervorsteher, welche die auf den Bücker Fleckenssäckl entfallenden Baukosten in kulanter Weise bewilligt hätten. Damit war die lange Reihe der Trinksprüche beendet. Um 4 Uhr schon entführte ein Extrazug die Gäste aus Hannover, die ganze überwiegende Mehrzahl aber blieb bis zu dem um 7 Uhr abgehenden Zuge noch fröhlich beisammen. Abends vereinigte sich die Bücker Bürgerschaft, von der auch viele Herren am Festmahl teilgenommen hatten, zu einem Ball im „Bücker Hof“.
Jedoch die Bahn hatte Anlaufschwierigkeiten, die zu mannigfachen Beschwerden führten.
Unter dem Datum vom 26. Juli 1905 heißt es da im Wochenblatt mit der Überschrift „ Kleinbahnschmerzen“ auszugsweise:
„… daß zum Beispiel bei einer Doppelladung Kohlen genau 23 Mark gespart werden, wenn sie von Hoya per Fuhrwerk geholt werden und nicht auf die Kleinbahn Hoya-Bücken gelangen.“
Dieses war wohl deswegen der Fall, weil die Kohlen in Hoya von der Normalspur auf die Waggons der Kleinbahn umgeladen werden mußten um nach Bücken per Bahn gelangen zu können, zusätzlich war in Bücken ja wieder eine Weiterbeförderung per Fuhrwerk notwendig.
Auch über Verspätungen und schlechte Anschlußverbindungen, ebenso wie durch die Zugverbindung verzögerte Post- und Zeitungsaustragung wird geklagt und es heißt da weiter wie folgt:
„…wir fuhren neulich mit diesem Zuge, der Anschluß zu dem von Hoya nach Eystrup abgehenden Zuge haben muß oder müßte. Unsere Reisebegleiter waren ein Invalide mit einem hölzernen Beine und dessen altes Mütterchen. Als dieselben im Eilmarsche auf der Klostermannschen Brücke (in Hoya) angelangt waren, ertönte ein Pfiff und fort war er – der Zug nach Eystrup nämlich … es gehört wirklich eine jugendliche elastische Gangart dazu, wenn man . . . eine Verspätung von mindestens 10 Minuten ist an der Tagesordnung
und weiter über die Postzustellung:
„… sämtliche Postsachen die mit dem Mittags-, Nachmittags- und Abend-zuge in Bücken eintreffen, gelangen erst am folgenden Tage – zwischen 10 und 11 Uhr vormittags – in die Hände der Adressaten.“
In einem späteren Artikel im Wochenblatt wird unter der Überschrift „Erfreuliches und Unerfreuliches aus Bücken auch über die Zuwegung zum Bahnhof geklagt, jedoch lassen wir den Zeitungschronisten berichten:
„Viele Geschäfte arbeiten schon mit Motorkraft und können deshalb das Doppelte gegenüber früher leisten. Zwei große Schlachtereien, ganz der Neuzeit entsprechend, befinden sich im Orte, und von den Gasthäusern kann man behaupten, daß sie auf der Höhe sind. Der Ratskeller ist renoviert, schöne Zimmer sind eingebaut und in Kürze soll das ganze Lokal elektrische Beleuchtung bekommen. Im Bücker Hof ist der Verkehr auch stark gewachsen … Auch die anderen Gasthöfe und Wirtschaften machen es ihren Gästen in jeder Weise behaglich.
Hinter dem Bücker Hof befindet sich unser Kleinbahnhof und hier kommt das Unerfreuliche. Die Zugänge zu ihm sind für Fremde nicht leicht auffindbar. Sogar Einheimische können in Wintertagen, wie überhaupt bei An- und Abfahrt des 6 Uhr Abendzuges sehr leicht seitab in die Büsche oder unversehens gegen Bäume, Menschen oder mit Hunden zusammenrennen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Beleuchtung durch eine sehr mäßig helle Petroleumlaterne oder durch Mondschein erfolgt. Beides gibt bei dem viel zu schmalen mit Gebüsch eingefaßten Wege ein flimmerndes, unsicheres Licht und man kann froh sein, wenn man heil an dem Bahnhofsschuppen angelangt ist. Auch hier, wo man dem schneidenden Winde ausgesetzt ist, fehlt nicht weniger als Alles zum Wohlfühlen, denn nicht der geringste Schutz gegen Wind und Wetter, außer dem kleinen vorspringenden Dach an der Ostseite. ist angebracht, keine Ruhebank und noch weniger ein erleuchtetes Wartezimmer ist vorhanden und beides wäre doch so schnell und mit geringen Kosten angebracht. Sollte im Jahre 1912 die Bahn, wie wir hoffen und erwarten, normalspurig ausgebaut werden, dann soll der Bahnhof etwa 100 Meter nördlicher verlegt werden. Damit würde wohl den jetzigen Mängeln gründlich abgeholfen werden. Erfreulich ist noch, daß das bekannte „ Naturstauwehr auf dem Bruche bestimmt diesen Herbst noch verschwinden soll; die beiden Anlieger haben sich rasch geeinigt. Damit ist also der Anfang gemacht, daß der Bach gründlich reguliert wird, so daß Überschwemmungen, wie in diesem Sommer, gänzlich ausgeschlossen erscheinen. Die Grundstücke auf dem Bruche gewinnen dadurch sehr.
Der erwähnte Ausbau der Kleinbahn auf Normalspur hat leider nicht stattgefunden, im Gegenteil, im Jahre 1963 ist die Kleinbahnlinie von Hoya nach Bücken aus Kosten- und Rentabilitätsgründen aufgegeben worden.
Vor Überschwemmungen haben wir auch keine Sorge mehr, in jüngster Zeit ist im Rahmen der Flurbereinigung in dieser Hinsicht sicherlich etwas zuviel des Guten getan worden in Anbetracht der tiefen neu angelegten Gräben, die selbst in den Herbst- und Wintermonaten teilweise noch nicht einmal Wasser oder Grundwasser führen.
Hatte man sich im Jahre 1905 mit dem Anschluß Bückens an das Eisenbahnnetz abgefunden, so taucht nun ein neues Spektakulum auf, von dem es im gleichen Jahre heißt:
„Hoya, 11. Mai 1905. (Schrecken der Straßen) Es erregt in der letzten Zeit vielfach den Unwillen der Bevölkerung, daß Automobile, die neuerdings eine immer häufiger werdende Straßenerscheinung werden, in toller Fahrt die Ortschaften durchsausen und dadurch geradezu zum Schrecken der Straßen geworden sind. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß diese Fahrzeuge in Ortschaften nicht schneller zu fahren berechtigt sind, alswie ein Fuhrwerk im Trabe fährt. Es liegt im Allgemeininteresse, daß solche Automobile, welche diese Geschwindigkeit in Dörfern und Städten überschreiten, der Behörde zur Bestrafung angezeigt werden. Zu diesem Zwecke merke man auf den Buchstaben und die Nummer, welche die Automobile in großer und deutlicher Aufschrift führen müssen. Die Vorbeifahrt an Fuhrwerken auf der offenen Landstraße muß, nachdem das Auto sein Herankommen vorschriftsmäßig durch mehrfaches Signal kundgegeben, in gemäßigtem Tempo erfolgen, wenn der Fuhrwerksinhaber durch Zeichen zu erkennen gegeben hat, daß er event. absteigen müsse, um die Tiere am Kopf festzuhalten und am Durchgehen zu hindern. Wenn das Publikum jede Rücksichtslosigkeit der Automobilfahrer anzeigen würde, so würden diejenigen Herren Töff-Töffler, die hier gemeint sind, bald etwas artiger werden.“
Zum gleichen Thema erreicht die Zeitung ein Leserbrief aus Altenbücken, worin es heißt:
„Heute Abend gegen ½9Uhr sauste mit unheimlicher Geschwindigkeit ein gelber Motorwagen aus Bremen durch unseren Ort in der Richtung nach Bücken. Wenn das im freien Felde auf leerer Landstraße geschieht, so läßt es sich entschuldigen, aber hier vor dem Gasthause ‚zur Kastanie, wo an beiden Seiten die Aussicht durch Hecken-Anlagen und Gebäude gesperrt ist, wo eine schmale Brücke über den Bach führt und außerdem noch ein Weg aus Bücken endigt, kann diese Kilometerfresserei nicht scharf genug getadelt werden. Wenn im selben Augenblick ein Wagen um die Ecke gekommen wäre, so wäre ein gräßliches Unglück unausbleiblich gewesen. Hier müßte die Polizei mit aller Strenge eingreifen. Wir bezahlen unser Landstraßengeld doch wahrscheinlich nicht, um fremden Kilometerfressern schöne Wege unentgeltlich herzustellen und um uns von solchen rücksichtslosen Menschen mit Pferd und Wagen niederjagen zu lassen.“
Die Zeitung selbst setzt dem Brief noch folgenden Kommentar dazu:
„Wir können konstatieren, daß die Empörung unserer Landleute über die unsinnige Jagerei der Töff-Töff-Ritter ganz allgemein ist. Es sind schon Stimmen laut geworden, welche empfehlen, einen durchrasenden Autler telephonisch im nächsten Ort zu avisieren, damit ihm dort die Straße gesperrt und er abgefaßt werde. Würde das befolgt, so möchten die Kilometerfresser allerdings Mühe haben, außer der unausbleiblichen Strafanzeige einer recht nachdrücklichen Lynchjustiz zu entgehen. Unsere Landbevölkerung ist wahrlich sehr gutmütig, aber es gibt auch für diesen Langmut Grenzen.
Jedoch der Siegeszug des Automobils ließ sich nicht aufhalten, im Jahre 1910 schreibt der Chronist noch von:
„Hoya, 4. September (Töff, töff). Automobile lassen sich jetz hier häufiger sehen. Nicht immer fahren sie im langsamen Tempo durch die Orsstraßen, sondern rasen hindurch, daß Alles angstvoll zur Seite schiebt vor dem fauchenden Gefährt.
Doch in der folgenden Meldung nur wenige Wochen später hat das Auto se ~en Einzug auch bei uns gehalten:
„Bücken, 27. Oktober (Das erste Automobil) das unser Flecken aufzuwesen hat, fuhr heute zum ersten Male durch die Straßen; es gehört der Firma 6. Redel hierselbst.
Ein Hinweis auf einen „Unglücksfall des Knechtes des Brennereibesitzers Schröder in Bücken erinnert daran, daß zu damaligen Zeiten noch Schnaps in Bücken gebrannt wurde. Wie berichtet, hatte man noch Jahrzehnte vorher auch Bier im Ort gebraut. In früheren Zeiten wurde allgemein wesentlich mehr Schnaps getrunken als heute. So war es beispielsweise üblich, anstelle des heute üblichen Kaffees zum Frühstücksbrot die Schnapsflasche herauszuholen, die nicht selten dabei geleert wurde.
In vielen Gastwirtschaften herrschte besonders an den Kirchtagen in Bücken reges Treiben. Ausgespannt wurde vor dem Kirchgang bei den für alle Dörfer verschiedenen Gasthäusern. Während des Gottesdienstes wurden die Pferde von den Gehilfen der Wirte versorgt. Nach dem Kirchgang ging es zunächst in die Wirtschaft um sich mit leiblichen und geistigen Dingen zu versorgen. – Oftmals waren diesen Wirtschaften Bäckereien angeschlossen. – So standen in der Mitte des Gaststubentisches Schüsseln mit Brot und Gebäck, daneben die dampfende Kaffeekanne und auch der Gerstensaft war in erreichbarer Nähe. Der Hunger war oftmals sehr groß, hatte man doch zum Abendmahl nüchtern zu erscheinen. Ein jeder nahm dann von dem soviel wie er mochte, auch die nötige Schnapsmenge wurde verzehrt. Bezahlt wurde das, was man sich genommen und dieses dem Wirt aufgezählt hatte. Nach dem Kirchgang war man doch ehrlich genug, alles Verzehrte dem Wirt anzugeben. Nach der sich anschließenden Besorgung ihrer Geschäfte beim Kaufmann oder bei den Handwerkern, wie Schmiede, Sattler, Stellmacher, Schuster usw. machte man sich dann wieder auf den Heimweg zu den verschiedenen Dörfern des Kirchspiels.
Es sind noch viele andere interessante und amüsante Begebenheiten in den alten Wochenblättern zu finden, jedoch wir müssen zum Abschluß kommen und wollen noch kurz berichten lassen, wie die Versorgung mit Elektrizität auch in Bücken eingeleitet wird:
„Bücken, 14. Oktober 1910, (Eine Elektrische Lichtanlage) … werden wir hier wohl in Kürze bekommen. Die Firma Bernhard Redel beabsichtigt, die Anlage und die Arbeiten dazu auszuführen, ca. 6 Hausanschlüsse sind schon angemeldet, darunter die Ratskellerwirtschaft und das Haus und die Fabrikanlage der Firma D. Schmidt in Altenbücken. Der hiesige Magistrat will auch probeweise einige Straßenlaternen elektrisch brennen lassen. Ob auch der Weg zu unserem Bahnhof mit diesem Licht erhellt werden soll, ist noch nicht bestimmt beschlossen worden. (Es wurde ja viel Klage geführt über den Zustand und die Dunkelheit der Bahnhofszuwegung.) Die Kraft zu dieser ganzen Anlage soll der große Motor des Tischlermeisters Fr. Müller liefern. Der Unternehmer erklärt, es sei Kraft genug vorhanden, um mehrere Hausanschlüsse mit elektrischem Licht versorgen zu können. Sollten in einigen Jahren diese Leitungen an die Dörverdener Centrale angeschlossen werden, so würde dies leicht auszuführen sein, ohne weitere Kosten. Dem Projekt wird hier viel Interesse entgegengebracht. – Hier ist dem Zeitungschronisten wohl ein Irrtum unterlaufen, denn der erste elektrische Strom in Bücken wurde von der großen Dampfmaschine des Zimmermeisters und Müllers Fritz Rüter (heute F. Schoof) abgegeben.
Hiermit wollen wir unseren Streifzug durch die alten Hoyaer Wochenblätter über „Bücker Geschichten beenden und bedanken uns für die freundlicherweise erlaubte Einsichtnahme bei der heutigen Kreiszeitung.
(… aus der Chronik zum 100jährigen Jubiläum. Erarbeitet von Hermann Behrmann und Ernst-August Habermann)